Für den nächsten Tag war ab Nachmittag Schlechtwetter vorhergesagt, deshalb waren wir schon zeitig auf dem Weg zur Lazinser Rötelspitze (3037 m). Auf einem schönen Steig, vorbei an einem klaren Bergsee, wurde eine über 2800 m hohe Scharte erreicht, von der der Anstieg zum Gipfel begann. Gleich zu Beginn mussten steile Felspassagen, mit Ketten versichert, bewältigt werden, was drei Wanderer abschreckte. Sie stiegen ab zum See und warteten dort auf die Bergsteiger, die über lange mit Ketten versicherte Stellen und in leichter luftiger Kletterei die Bergspitze erreichten. Auch der nicht leichte Abstieg wurde von ihnen sicher und mit der nötigen Sorgfalt bewältigt. Der Hüttenwirt hatte diesmal nicht recht mit seiner Prognose, denn es blieb den ganzen Tag trocken.
Mit seiner Vorhersage für den nächsten Tag, den ganzen Tag Regen und Schnee, sollte er aber wieder Recht haben. Die Gruppenmitglieder beratschlagten, was die beste Lösung des Problems war, denn wir hatten ja noch zwei weitere Tage gebucht. Wir einigten uns auf sofortigen Abstieg, auch wenn der Wirt einen finanziellen Ausgleich forderte. Wie beim Aufstieg ging es nun im Dauerregen mit Schneeeinlagen abwärts durch aufgeweichte und glitschige Pfade zur Seilbahnstation und weiter zu unseren Fahrzeugen.
Es war eine abenteuerliche Bergreise mit allem was einen in den Bergen erwarten kann: kaltes Regenwetter, herrliche Berglandschaften in der Sonne, eine warme Hütte mit netten Leuten, tolle, nicht ganz leichte Gipfel mit großartigen Panoramen und eine eingespielte harmonische kameradschaftliche Gruppe. Was will man mehr …
Karl Meier